Nun weilt sie also unter uns, die neue 50er-Note der Schweizerischen Nationalbank. Und wie bei allen Veränderungen, die dem Menschen im Laufe seines Lebens begegnen, zeigt sich auch bei dieser: Die einen mögen sie, die anderen können sich (noch) nicht richtig mit ihr anfreunden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so gehen auch beim druckfrischen 50er-Nötli die Meinungen auseinander: Zu grelle Farben, zu kleines Format, zu wirre Gestaltung und – hey – wo bleiben denn die Köpfe bekannter Persönlichkeiten, die bis anhin jede einzelne unserer Geldscheine schmückten? Die Diskussionen am Stammtisch, auf dem Pausenplatz, an der Bahnhofstrasse oder beim Business-Meeting werden zusätzlich angeheizt durch die aktuellsten Meldungen, die anfangs dieser Woche in den Medien die Runde machten: Dass die neue Banknote bereits Mängel zeige. So breche sie durch mehrmaliges Falten auf und an einzelnen Stellen liesse sich sogar die Farbe abkratzen. Ganz zu schweigen davon, dass die Scheine abfärben, wenn sie nass werden. Ein gefundenes Fressen für die Nörgler.
Hintergrund
Werfen wir mal einen genaueren Blick auf die neue 50er-Note und die neunte Banknotenserie der Schweizerischen Nationalbank überhaupt. Gestaltet hat die Serie die Zürcher Grafikerin Manuela Pfrunder mit ihrem Team. Begonnen hatte alles im Jahre 2005, als die junge Frau (zusammen mit elf anderen Designern) zu einem Ideenwettbewerb für die künftigen Banknoten eingeladen wurde. Nachdem die Gestaltung auf ihre Umsetzbarkeit geprüft worden war, entschied die Nationalbank zwei Jahre später, den Auftrag an die zweitplatzierte Pfrunder zu übergeben.
Gewonnen hatten den Designwettbewerb zuvor zwar die Grafiker Manuel Krebs und Dimitri Bruni, aber anscheinend waren die Motive – so wie sie Manuela Pfrunder bei ihren Entwürfen gewählt hatte – besonders geeignet für die Realisierung – auch in Bezug auf die Sicherheitsmerkmale.
Manuela Pfrunder und ihr Team:
Bildquelle: M. Pfrunder
Wenn ich mir ihre damaligen Gestaltungsentwürfe anschaue, kann ich als Designerin erahnen, wieviel Arbeit sie mit ihrem Designertrupp in den vergangenen zehn Jahren gehabt haben muss. Welches Mass an Energie und Durchhaltevermögen sie aufbringen mussten und sich in unermesslicher Geduld üben durften – und noch immer müssen und dürfen, denn die letzte Note der Serie wird 2019 in den Umlauf kommen. „Chapeau!“ kann ich da nur sagen und mich tief verneigen. Denn das Resultat müsste meiner Meinung nach auch die letzten Kritiker verstummen lassen.

Bildquelle: SNB
Bildquelle: SNB
Für mich ist die neue Note ein kleines Kunstwerk und es geht mir so wie vielen Leuten, die ich momentan beobachte, wenn sie einen neuen 50er-Schein in den Händen halten: Sie „begreifen“ das Stück Papier, kippen, wenden und drehen es abwechselnd und staunen fasziniert über die unzähligen Details, von denen es immer und immer wieder neue zu entdecken gibt und die durch ihr harmonisches Zusammenspiel ein in sich geschlossenes Ganzes – einem Gemälde ähnlich – ergeben.
Modern oder verstaubt?
Einige Leute unseres Fachs beklagen sich, dass die neue Note gar nicht zum aktuellen „Klima“ der Schweiz passe: Verstaubt sei das Design und es „rieche» muffig; einer alten Postkarte ähnlich, die man bei seiner Grossmutter auf dem Estrich ausgegraben habe. Sie sei so gar nicht modern. Und sowieso: Viel zu kompliziert! Wenn man ein Design erklärt bekommen müsse, sei was falsch gelaufen.
Dieser letzten Aussage widerspreche ich nicht. Eine gute Gestaltung sollte selbsterklärend sein bzw. auf den ersten Blick verstanden werden. Aber gilt das auch für eine Banknote? Einem Stück Papier, dem wir in den schätzungsweise nächsten 20 Jahren täglich begegnen? Das wir unzählige Male in den Händen halten und wohl eher unbewusst betrachten, wenn überhaupt? Einem Stück Papier, dass keine Werbung machen muss für irgendeinen Zweck oder ein Unternehmen (ausser für die Schweiz vielleicht), sondern sich selbst dient? Einem Stück Papier, dass kein Geld einbringen muss, weil es Geld IST?
Ähnlich sehe ich es bei der Kritik, der neuen 50er-Note mangle es an Modernität. Wann ist denn etwas „modern“? Wie sieht „modern» heute aus und wie würde ich etwas modern gestalten, das auch in 20 Jahren noch modern sein soll? Und das wohlverstanden mehrheitsfähig, nicht auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet.
Auf den ersten Blick mag die neue grüne Banknote wegen des Gebirgszugs vielleicht etwas an eine Postkarte erinnern. Bei näherer Betrachtung kann ich jedoch zahllose gestalterische Finessen entdecken, die mich nicht im geringsten an einen modrigen Dachboden erinnern, sondern an Fortschritt, Vielfältigkeit, Fantasie, Mut und die Liebe zur Genauigkeit. Kurz gesagt dem, wofür die Schweiz steht und sie ausmacht.
Die Schweiz aus sechs Perspektiven
Die Idee hinter der neuen Banknotenserie ist nämlich die Repräsentation einer vielseiten und mit der Welt vernetzten Schweiz. Jede Note enthält eines der folgenden sechs Hauptelemente: Zeit, Licht, Wind, Wasser, Materie und Sprache – und jedes einzelne davon soll eine individuelle Seite der Schweiz darstellen: Die organisierende, kreative, erlebnisreiche, humanitäre, wissenschaftliche und kommunikative Schweiz. Diese einzelnen Facetten wiederum werden durch eine Handlung, einen Ort in der Schweiz und weitere grafische Elemente vervollständigt. Die durchgehenden visuellen Merkmale sind dabei die Hand und der schimmernde Globus.
Bildquelle: SNB
Der Globus als zentrales Element
Der Globus fällt auf und polarisiert daher wohl am meisten. Kippe ich nun die Note von links nach rechts, bewegt sich ein goldener Bogen über den Erdball. Halte ich die Note vor mich hin und kippe sie nach hinten, wechselt er die Farbe.
Bildquelle: SNB
Der Globus hat übrigens eine Schlüsselrolle, denn er erscheint auf allen Noten der neunten Serie. Dabei dreht er sich von der 1000er- bis zur 10er-Note einmal um seine eigene Achse und durchläuft so genau einen Tag:
Bildquelle: SNB
Der Globus ist übrigens eines von 15 Sicherheitsmerkmalen, mit denen sich die Echtheit einer Note überprüfen lassen. Fünf davon kann auch der Laie erkennen und die Note so noch ein kleines Stück näher kennenlernen. Mehr über die Sicherheitsmerkmale in Kürze habe ich hier gefunden. Alternativ gibt es die kostenlose App «50 Franken» gratis aufs Handy. Es handelt sich dabei um eine sogenannte «Augmented Reality App», die mit der Kamera des Smartphones oder Tablets funktioniert: Man richtet die Gerätekameria auf die neue Note und lässt sich die Sicherheits- und Gestaltungsmerkmale anzeigen.
Übrigens: Haben Sie gewusst…
… dass die durchschnittliche Lebensdauer einer Banknote drei Jahre beträgt? Wobei die 10er-Note mit etwa einem Jahr die kürzeste und die 1000er-Note mit zirka sechs Jahren die längste Lebensspanne aufweist.
… dass die Produktionskosten einer Banknote zirka 40 Rappen betragen?
…dass auf der neuen 50-Franken-Note nicht das Matterhorn (wie viele meinen) abgebildet ist, sondern das Panorama des UNESCO-Welterbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch? Hinten rechts sieht man das Aletschhorn, vorne in der Mitte das Schinhorn und unten die Lonzahörner.
warum fehlt der weisse Fleck (ist nur Kunsstoff,ohne beidseitigem
papier überzug) auf dieser Note
Leider weiss ich nicht, welchen weissen Fleck Sie meinen.
Die im Beitrag gezeigten Bilder der Banknote stammen von der Schweizerischen Nationalbank.