Als ich die Entscheidung für mein Berufsleben treffen sollte, war das für mich unglaublich schwierig. Ich sass im Klassenzimmer meiner Sekundarschule in Thalwil und befasste mich mit Bewerbungen um Lehrstellen. Mir war völlig unklar, welchen Beruf ich erlernen wollte. War ich denn schon bereit für die kommenden drei oder vier Lehrjahre? Wie soll man sich überhaupt im Alter von 15 Jahren für einen Beruf entscheiden können? Das fiel mir sehr schwer, ich war nicht bereit für so etwas. Ich hatte Angst, Angst vor der Ungewissheit, vor der fremden Umgebung, den fremden Menschen. Gleichzeitig war die Entscheidung, in welchem Bereich ich meine Lehre antreten würde, sehr wichtig für mich, da sie meine Zukunft beeinflussen würde. Ich bin in China aufgewachsen und habe dort meine ersten zwölf Lebensjahre verbracht – also in einer ganz anderen Welt. Die westlichen und östlichen Kultureinflüsse, Unterschiede in den Bildungssystemen und die neue Sprache machten das Ganze noch schwieriger für mich.
Weil ich nicht in das 10. Schuljahr gehen wollte, musste ich mich dennoch entscheiden. Ich wollte unbedingt etwas erlernen, was mir Spass bereitet. Ich hatte vor, einen Sprachaufenthalt zu machen oder Kurse zu besuchen. Ich informierte mich über verschiedene Möglichkeiten und entdeckte schliesslich den gestalterischen Vorkurs. Es schien mir die beste Lösung, nach der Sekundarschule den gestalterischen Vorkurs zu besuchen. Warum ich mich dafür entschieden habe? Schon als Kind hatte ich grosse Freude am Malen und Zeichnen und der gestalterische Vorkurs vermittelt eine breite gestalterische Grundausbildung. Es ist nicht nur ein Initialjahr, in dem kreative Fähigkeiten geweckt werden, sondern auch ein Orientierungsjahr, um Begabungen und Neigungen für die Berufswahl abzuklären.
Im Vorkurs erhielt ich zum ersten Mal Einblick in den Bereich Grafikdesign. Grafik ist mehr als nur Malen und Zeichnen. Alles in unserer Welt will gestaltet sein, die unterschiedlichen Designdisziplinen beeinflussen sich gegenseitig. So entstehen die coolen, schönen Sachen, die wir sehen. Die Vielfältigkeit des Grafikdesigns interessiert mich sehr. Diese Branche ist voller Kreativität und es gibt fast unendlich viele Möglichkeiten beim Gestalten und Entwerfen.
So entschied ich mich schliesslich, mich um eine Grafiker-Lehrstelle zu bewerben. Da diese Ausbildung sehr beliebt ist, aber nur wenige Lehrstellen angeboten werden, entschloss ich mich, vorab ein Praktikum zu machen. Ohne grossen Aufwand fand ich nach dem Vorkurs eine Praktikumsstelle, denn die Schulleitung der Kunstschule selbst fragte mich an, ob ich im schuleigenen Grafikstudio „Grellgrau“ ein Praktikum machen wollte.
Während des Praktikums bereitete ich mein Portfolio und meine Unterlagen für die anstehende Lehrstellensuche vor. Ich bewarb mich bei etwa 25 Unternehmen in mehreren Kantonen, von St.Gallen bis nach Bern. Bei drei Agenturen durfte ich vorbeigehen und mich vorstellen. Schliesslich konnte ich zwischen zwei Agenturen wählen. Ich habe mich für evoq entschieden, weil der erste Eindruck und die Arbeitsatmosphäre mir am meisten gefallen haben.

«Der erste Eindruck von evoq hat mich überzeugt. Die Arbeitsatmosphäre hat mir am meisten gefallen.»
Meine Motivation
Visuelle Kommunikation, also mit dem Auge wahrgenommene Botschaften, wird immer wichtiger. Mit den neuen Technologien und Innovationen, die wir heutzutage nutzen, bekommen wir immer mehr Möglichkeiten zu gestalten und kommunizieren. Alles was wir sehen, jedes Design, erfordert sehr viel Arbeit, denn beim Gestalten geht es nicht nur ums Entwerfen, sondern auch darum, Probleme zu analysieren und zu lösen. Das Schöne an diesem Beruf ist die Vielseitigkeit. Jede Aufgabe ist anders und bietet mir die Möglichkeit, mich selber einzubringen. Weiter finde ich die übergreifende Zusammenarbeit mit den vielen anderen Berufen toll: Berater, Fotografen, Kartografen, Druckern, etc.
Mit meiner Grafik-Lehrstelle habe ich gefunden, was ich suchte. Ich möchte offen sein und stets Neues lernen. Stay hungry, stay curious.
Wie hast du die Aufnahmeprüfung bestanden? War sie einfach?
Wie hast du den Vorkurs gezahlt?
Hallo Davina
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Aufnahmeprüfung ist meistens in zwei Teilen aufgebaut (Teil I: Hausaufgabe, Teil II: Eintägiges Aufnahmeverfahren an der Schule.), ist aber je nach Schule unterschiedlich. Nebst der Prüfung wird die persönliche Mappe mit deinen gestalterischen Arbeiten bewertet. Es wird vor allem deine zeichnerische Umsetzung, Beobachtungsgabe, Räumliches Vorstellung, Perspektivisches Zeichnen etc. getestet. Für mich war die Prüfung nicht schwierig, jedoch durchaus anspruchsvoll.
Die Kosten sind je nach Schule sehr unterschiedlich und liegen zwischen 2000 bis zu 17000 CHF. Je nach Kanton/Schule ist zu prüfen, ob der Wohnkanton sich an den Kosten beteiligt.
Warum werden noch so viele Grafiker ausgebildet wo doch fast keiner eine Stelle finden. Ich finde die sollten doch das Gebäude in Luzern vermieten.