Irgendwie wissen wir es alle: (nur) in der Stadt „geht die Post ab!“. „Stadtluft macht frei“ – so gilt es seit Jahrhunderten. Jetzt, da die Mehrheit der Menschheit in Städten lebt, gehört die Zukunft mehr denn je (nur) den Städten. Auf ihnen ruhen die Hoffnungen der Zukunftsforschung: „cities … are acting as the main drivers of economic and social transformation” (Parag Khanna: „The World Economy`s Urban Future“, Project Syndicate, August 10, 2018, http://prosyn.org/vPQnNze). Städten fällt in dieser Perspektive mehr denn je die Rolle zu, Nationen voran in die Zukunft zu treiben.
Die räumliche Alternative, „das Land“, spielt in dieser Beschäftigung mit der Zukunft natürlich keine Rolle. Die ländliche Idylle taugt wohl nur zur gelegentlichen Flucht im Urlaub oder zum Rückzug im Alter – oder wenn irgendwie „der Zug eben sowieso abgefahren ist“.
Wenn über die Entwicklungszentren der Zukunft nachgedacht wird, taucht in der Gegenüberstellung von „Stadt“ und „Land“ eine mögliche dritte Option – die Region – lediglich als jeweilige Untergruppe der beiden Pole auf: innovationsfördernd als „metropolitan cluster“, also als Großstadt plus Umland, oder innovationshemmend als „ländliche Region“. Nicht gefragt wird: Kann es „innovative Regionen“ geben? Wohl weil man sich das Silicon Valley eben nur in Kalifornien vorstellen kann.
Metropolen als Innovationsherd
Fragt man in historischer Perspektive nach den qualitativen Merkmalen von für ihre Epoche jeweils wegweisenden urbanen Zentren, fragt man also nicht nur nach schierer Größe, dann stößt man auf folgende Kennzeichen (vgl. DFG-Graduiertenkolleg 2337 „Metropolität in der Vormoderne“ an der Universität Regensburg, https://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/metropolitaet-vormoderne/index.html):
- Erhöhte Dichte der Besiedlung
- Hohe soziale Mobilität und Diversität
- Hohes Innovationspotential
- Bündelung zentralörtlicher Funktionen
- Metropolitaner Geltungsanspruch
Was müssten danach Regionen bewerkstelligen, um sich zukünftig auch als anziehende Zukunftslaboratorien etablieren zu können?
Regionen als alternative Innovationsquellen?
Sie müssten die genannten Erfolgsfaktoren städtischer Entwicklung auf der Basis ihrer besonderen Ausstattung und ihrer spezifischen Wettbewerbsvorteile interpretieren. Im Erfolgsfalle würden sie
- nicht eine immer weiter „erhöhte“ Dichte (Maximierung der Raumnutzung) anstreben, sondern eine umweltverträgliche Dichte in Form nahe beieinander liegender Natur- und Kulturräume.
- kulturelle Vielfalt fördern, daraus unter Umständen folgende intensivere soziale Konflikte sozialverträglich lösen.
- in die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Förderung des Innovationspotentials hinreichend und nachhaltig investieren.
- die überregionale Bedeutung für spezifische Felder im Sinne des Vorteils im – letztlich internationalen – Standortwettbewerb suchen und entwickeln.
- die Rolle als zukunftsweisender Innovationsherd beanspruchen, sich nach innen mit dieser Rolle identifizieren und sich entsprechend extern positionieren.
Warum sollte dies prinzipiell nicht gelingen können? Ein nächstes „Sillikon Valley“ könnte so konkret beispielsweise auch in einer der Bergregionen der Schweiz entstehen.