«Wohin geht’s denn?!» Auch in diesem Jahr sollte der Ort unseres Teamevents eine Überraschung sein und wie immer war den Organisatorinnen Susanna und Sara (ein herzliches Dankeschön an die beiden!) kein Wort zu entlocken. Uns war lediglich bekannt, dass wir an einem Freitag um 15.09 Uhr – «Und bitte seid pünktlich!» – das Tram besteigen müssen.
Der besagte Freitagnachmittag ist da und das Geheimnis wird dank einer SMS-Nachricht von Jean-Marc teilweise gelüftet: In genau zwei Stunden würden wir ihn vor dem Eingang des Zürcher Kunsthauses treffen, er sei an seinem Thrasher-Cap sowie einem #letsmuseeum-Bag zu erkennen. So zwängen wir uns schwitzend ins 9er-Tram Richtung Central, in stiller Vorfreude auf einen Besuch der angenehm kühlen Hallen des Museums. Denn es gibt in der Stadt wohl kaum passendere Orte um bei dieser Sommerhitze Abkühlung zu finden, ohne gleich in die Badehosen zu steigen.
Beim Kunsthaus angekommen, begrüsst uns Jean-Marc, unser Tourguide von #letsmuseeum. Das Wortspiel in der Bezeichnung #letsmuseeum erklärt eigentlich schon selber, worum es in den kommenden, gut eineinhalb Stunden gehen wird: Wir werden uns das Museum ansehen! Und wenn wir Jean-Marc genauer betrachten und der kurzen Vorstellung seinerseit lauschen, wissen wir spätestens jetzt, dass das alles andere als eine stinklangweilige Museumsführung werden wird. Jean-Marc spricht laut und schnell. Er zieht uns mit seinem Witz und seinem Wissen gleich in den Bann und wortwörtlich vors erste Kunstwerk: Dem Höllentor von Auguste Rodin. Das sieben Meter hohe und acht Tonnen schwere Tor wurde übrigens für die Dauer des Erweiterungsbaus des Zürcher Kunsthauses seitwärts neben den provisorischen Museumseingang verschoben.

Vom Höllentor bis zur Garage
Fürs Warm-up verteilt Jean-Marc hier jeder und jedem von uns ein Schlückchen Whisky – und los geht‘s mit Vollgas ins und durchs Museum. Scheinbar zusammenhangslos führt er uns rasant von einer Ecke zur anderen, bleibt immer wieder vor einer Malerei oder Skulptur stehen und lässt uns Zeit für eine kurze Verschnaufspause. Und zum Staunen! Denn Jean-Marc weiss viel über die ausgestellte Kunst zu berichten, vorallem aber sicher alles, was wir bisher noch nicht wussten. Er erzählt uns zu den Kunstwerken passende Anekdoten, wir sammeln sowohl nützliches wie auch total unnützes Wissen und lernen genau hinzusehen («Zu wem gehören eigentlich alle die gemalten Hände da hinten?» oder auch «Wieso hat Jesus hier Brüste?»).
Wir bekommen bei Johann Heinrich Füsslis Rütlischwur den passenden Soundtrack ab Jean-Marcs Tablet zu hören und Sara, Dominique und Adrian dürfen vor Joos van Cleves «Selbstmord der Lucretia» ein kleines Rollenspiel zum besseren Verständnis der damaligen Umstände spielen.

Der Rahmen macht die Kunst
Bei der «Garage»-Installation des Schweizer Künstlerduos Peter Fischli und David Weiss bleiben wir ebenfalls hängen. Wäre neben der teilverglasten Türe mit Blick in einen Raum kein Museumsschild mit den wichtigsten Informationen zum Werk montiert, würden wir glatt daran vorbeilaufe und denken, es handle sich um die Besenkammer des Hausabwarts. Im Raum liegen diverse Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände herum, scheinbar zufällig abgelegt oder liegengelassen. Das Spezielle daran: Alle Gegenstände wurden aus Polyurethan geschnitzt und sehen den Original-Objekten täuschend ähnlich. Die Künstler sagten einmal, dadurch seien diese Gegenstände keine Sklaven mehr (weil man sie ja nicht mehr für den ursprünglichen Zweck gebrauchen könne). Vielmehr mache die Kunst die Dinge neu und befreie sie damit.
Was ist Kunst?
Nun werden wir aufgefordert, uns in Gruppen aufzuteilen und selber kreativ zu werden: Jean-Marc drückt uns einen kleinen Plexiglas-Rahmen in die Hand und gibt uns den Auftrag, innert 5 Minuten mit den Gegenständen, die wir an diesem Nachmittag mit uns herumtragen, eine Installation zu kreieren. Mit Blick durch den Rahmen wird das Werk mit dem Handy fotografiert, wir geben ihm einen passenden Namen und präsentieren es unseren Kolleginnen und Kollegen. Jean-Marc regt damit auch in uns die Frage: Was ist Kunst? Wo fängt sie an? Und ist Kunst eigentlich nur im Kontext, sprich im «passenden Rahmen», Kunst und wird als solche akzeptiert?
Paella, Wein und Crema Catalana
«Was, schon vorbei? Schade!» Nach der 80-minütigen Tour verlassen wir das Museum voller neuer Eindrücke, die noch lange in unseren Köpfen nachwirken und auch die Kunstbanausen unter uns nicht kalt lassen. Hier einige Stimmen aus dem evoq-Team:
Unsere knurrendem Bäuche werden gegenüber an einer langen Tafel vor dem Restaurant Kunsthaus sogleich mit feinen veganen Leckerbissen besänftigt und der Durst mit erfrischenden Getränken gelöscht. Der Abend könnte nicht passender sein für einen gemütlichen Spaziergang durchs Niederdorf. Wir schlendern durch die Gassen Richtung Bodega Española, wo zwei riesige Pfannen Paella auf uns warten und wir uns dank Hauptgang, Crema Catalana, spanischem Wein und den im Lokal herrschenden Temperaturen im Süden Spaniens wähnen.
Ein toller und ungewöhnlicher Anlass, der nicht nur Spass, sondern uns allen Lust auf mehr Museum gemacht hat. In diesem Sinne: #letsmuseeum!
Quellen
– https://letsmuseeum.com/
– https://www.facebook.com/kunsthauszuerich/