Normalerweise findet der Kurs als Camp in einem ehemaligen Kurhaus in Leysin statt. Corona verlegte das Creative Camp wie so vieles in den digitalen Raum. Etwas ein Paradoxum, denn Kerngedanke des Kurses ist eine Konzentration aufs Konzept und die Entwicklung dessen mittels Skizzieren und Diskutieren. Mindmaps wurden auf Fassaden von Berghütten aufgezogen und das zeichnerische Exploring wurde auch schon einmal zum ausführlichen Spaziergang. Die Ausgangslage im digitalen Raum ist anders, aber bietet deswegen keinesfalls weniger Platz für Ideen.
Hinter dem Berg liegen 1001 Konzepte
In Teamarbeit haben die Lernenden ein Konzept zum Thema „Hinter dem Berg“ entwickelt und dieses mittels Konzeptposter vorgestellt. Die Projekte sollten sich durch Eigenständigkeit und Innovation auszeichnen, ebenso in einer aussagekräftigen Form visuell und mündlich präsentiert werden. Dabei wurden die Auszubildenden von Fachleuten aus der Branche als Mentoren begleitet. Seit 2015 bin ich Teil des ÜK3 Mentoren-Teams und schätze den Austausch mit den Berufskollegen und Lernenden sehr. Mich beeindruckt Jahr für Jahr die Dynamik der Auszubildenden bei der Konzeptentwicklung und die Vielfalt der Ideen und Denkrichtungen.
Digitale Whiteboards treffen analoge Skizzenbücher
Noch wichtiger als im realen Raum ist im digitalen eine gute Planung und wir waren bereit mit viel Internet-Bandbreite, einer minutiösen Vorbereitung von Zoomräumen und Miro-Boards. Miro, ein Online-Kollaborations-Tool für Teams, das wie ein digitales Whiteboard funktioniert, ersetzte die leeren Wände als Raum zur Konzeption. Ein wirklich starkes Tool für die Zusammenarbeit das in Echtzeit und agil funktioniert. Insbesonders war faszinierend zu sehen, wie 70 Lernende zusammen auf einem digitalen Board gleichzeitig arbeiten und diskutieren.
Die Skizzenbücher hatten trotzdem nicht ausgedient. Eifrig wurde in Zeichnungen gedacht, diese in die Kamera gehalten und auf den Miro-Boards mit den Teams geteilt. Mittels Methoden wie Mindmap, Morphologischer Kasten oder Semantische Intuition wurden die Ideen verfeinert und weiterentwickelt. Alles unterstützt von den Mentoren und Holger Jacobs – Designer aus London und Professor für Typografie an der Universität Düsseldorf.
Tiefgründigkeit und die Sehnsucht nach dem Lagerhaus
Es fällt auf, dass die diesjährigen Konzepte sehr tiefgründig waren. Vielleicht hinterlässt die Pandemie und die vermehrte Beschäftigung mit sich selbst ihre Spuren. Das Feedback der Schüler war sehr positiv, auch wenn viele sich gewünscht hätten, dass das Modul als richtiges Camp hätte stattfinden können. Wahre Kreativität findet jedoch immer Wege, sich auszudrücken, ungeachtet der Umstände. Denn Ideen sind frei und unabhängig vom Raum.
Bilder: Christof Seiler