Auf Plakaten wird unter anderem auf «MediaMarkt» verwiesen, wenn man auch künftig «stationär» einkaufen möchte. Die Tage der Migros-Fachmärkte sind gezählt und die Konzernspitze hat bereits anfangs Jahr kundgetan, dass man sich auf das Kerngeschäft beschränken will. Dazu gehören neben dem klassischen Supermarkt mit Einkaufswägelchen die Finanzgeschäfte der Migros Bank oder Gesundheitsangebote der Winterthurer Medbase-Gruppe.
Nun gilt es also ernst: Die Filetstücke von melectronics schluckt MediaMarkt und SportX wandert zu Dosenbach-Ochsner. Vorerst unklar bleibt, wer sich für das Reisegeschäft von Hotelplan oder die Fachmarktformate Micasa, Do it + Garden und Bike World interessieren könnte. Ebenfalls unter den Hammer kommt Mibelle, der Migros eigene Kosmetikproduzent, der unter anderem das Kultprodukt «Handy» herstellt. Betroffen von den Verkäufen und Schliessungen sind nicht nur die Kunden. Mehrere Tausend Arbeitsstellen werden verschoben und laut «Blick» bangen rund 2500 Mitarbeitende um ihre Jobs.
Als Migros-Kind fragt man sich schon, wie das alles so weit kommen konnte. Der Migros-Tanker, unangreifbar gross und mächtig, schlägt Leck und fängt an zu schlingern. Das Management wirft Ballast über Bord und schreckt auch nicht davor zurück, Errungenschaften von Migros-Gründer «Dutti» Duttweiler – wie zum Beispiel Hotelplan – zu verhökern. Das gibt zu denken. Denn hier geht es nicht einfach um ein unrentables Geschäft, hier geht es um den Kern der Marke. So erstaunt es, dass die Verantwortlichen wie Michel Gruber, Präsident der Hotelplan-Gruppe, oder Migros-Präsidentin Ursula Nold nicht an eine interne Zukunft von Hotelplan glauben. In der NZZ ist sogar zu lesen, dass dieser Wandel ganz im Sinne von Migros-Gründer Duttweiler sei. Zudem wird gemunkelt, dass sich die Migros-Verantwortlichen scheuen, einen Umbau der Reisesparte unter eigener Ägide durchzuführen. Eine Umgestaltung wäre jedoch dringend nötig, um wieder erfolgreich geschäften zu können.