Design

Prix Carte de Noël 2023

Auslaufmodell Festtagskommunikation? evoq vergibt den Prix Carte de Noël 2022

Adrian Schaffner

| 06. Januar 2023

Ist es Ihnen dieses Jahr zumindest gefühlt auch so ergangen, dass sich erst kurz vor Weihnachten der Briefkasten und die Mailbox so langsam mit weihnächtlichen Grüssen gefüllt hat? Die evoq-Jury des Prix Carte de Noël hat sich schon gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, den jährlichen Preis für die beste und auffälligste Festtagskommunikation zu vergeben. Schliesslich sind doch noch genügend Einsendungen eingetroffen, um eine Jurierung vorzunehmen. Trotzdem bleibt der Eindruck bestehen, dass Festtagskommunikation in Form von Weihnachts- und Neujahrspost im geschäftlichen Umfeld zum Auslaufmodell mutiert.

Aber widmen wir uns zuerst der Gewinner-Einsendung. Die Agentur Multiplikator aus Basel verschickte 2022 eine Karte, die digital aufgewertet werden kann. Scannt man den QR-Code auf der Rückseite ein, lädt das Smartphone das Video eines knisternden Cheminée-Feuers. Das Handy kann man dann in den dafür vorgesehenen Schlitz schieben und das Feuer bis zum Kollaps der Batterie brutzeln lassen. Der beruhigende Blick auf dem Schreibtisch in die feuerliche Endlosschlaufe hat die Jury überzeugt.

Rund 50% der eingesendeten Karten verwenden die jahreszeitlich typischen Insignien wie Weihnachtsbäume, Kerzen, Sterne oder Tannzapfen. Im Trend und auffallend häufig wurden Motive mit tiefverschneiten Bergpanoramen versendet. Die Sehnsucht nach Schnee in diesem warmen Winter hat die Macher:innen der Karten wohl beflügelt.

Als Gimmick-Beilagen in den Versänden mit «Mehrwert» dienen einmal mehr die obligate Schokolade, aber auch Holztiere oder Eiskratzer. Aufgefallen ist der Versand eines Verbandes, der mit einer ganzen Batterie an Kerzen den drohenden Energienotstand thematisiert und damit sicherstellen wollte, dass Weihnachten nicht im Dunkeln stattfindet.

Bei den digitalen Grusskarten ist wenig Überraschendes zu berichten. In unserer Mailbox sind die Festtagsgrüsse häufig als Teil eines Newsletters oder einer profanen Werbung eingetroffen. Ferner findet man Links auf mehr oder weniger professionelle Videos und Online-Games.

Der Jahrgang 2022 – so lässt sich resümieren – sind trockene Guetzli im Vergleich zu früheren Jahren. Das betrifft nicht nur die Qualität der Kommunikation, sondern auch die schiere Menge an Versänden. Das ist gleichzeitig auch eine positive Nachricht. Bei wenig Konkurrenz fällt gute Kommunikation auch mehr auf.

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