Die Entwicklung von Bahnhöfen erfolgt in langen Zyklen. Was muss ein Bahnhof in zehn, was in zwanzig Jahren leisten? Wie entwickeln sich die Besucherströme? Was erwarten Kunden am Bahnhof? Und wie ist der Bahnhof mit der Stadt vernetzt? – Die SBB will mit der Entwicklung prototypischer «Mobilitätsdrehscheiben» Antworten auf diese Fragen finden. Im Fokus stehen dabei künftige Funktionalitäten und deren Verortung im engen zur Verfügung stehenden Raum.

«Playstation» – Workshops mit allen Stakeholdern

Die Interessen der Akteure im Kontext der Mobilitäts- und Siedlungsentwicklung fallen sehr unterschiedlich aus. Das Spannungsfeld von begrenzter Fläche, eng vernetzter Verkehrsmittel sowie kundenfreundlichen Angeboten bedingt eine integrierte Entwicklung in Zusammenarbeit mit allen Akteuren.

In einer Reihe von Workshops – sogenannten «Playstations» – hat evoq zusammen mit unterschiedlichsten Interessengruppen inner- und ausserhalb der SBB die Ansprüche an künftige Bahnhofsanlagen zusammengetragen. Das Resultat ist ein Katalog von Hunderten von Aussagen von Stakeholdern, welcher geclustert und strukturiert und schliesslich Personas zugeschrieben wird.

Prototypische 3D-Modelle

Die Typologie der Mobilitätsdrehscheiben umfasst vier unterschiedliche Typen: Hauptverkehrsdrehscheiben sind die Grossbahnhöfe in den Städten. Sekundäre Drehscheiben in der Agglomeration entlasten die Stadtbahnhöfe. Zentrale Drehscheiben sind in kleinere Agglomerationen zu finden. Schliesslich folgen Drehscheiben von regionalen Knoten, welche die ländlichen Regionen bedienen.

Für alle vier Kategorien hat evoq 3D-Modelle aufgebaut. Dabei steht nicht die architektonische Gestaltung, sondern die Verortung der funktionalen Ansprüche im Vordergrund.

Konkrete Anliegen, konkrete Personas

Kunden, Stadtvertreter oder Mobilitätsdienstleister haben ihre ganz individuelle Sicht und ganz konkrete Erwartungen an den Bahnhof. Während für Berufstätige das rasche Umsteigen im Vordergrund steht, wünschen sich betagte Menschen Sicherheit und Platz. Geschäfte und Restaurants möchten zu den Kunden. Und Stadtplaner:Innen sehen den Bahnhof vor allem als Begegnungszentrum mit einer möglichst optimalen Aufenthaltsqualität.

Diese Ansprüche sind nie abstrakt, sondern konkrete Anliegen von einzelnen Menschen. Deshalb sind die Aussagen aller Benutzergruppen, die in den «Playstations» gesammelt und verdichtet wurden, in den 3D-Modellen konkreten Personas zugeordnet. In den 3D Modellen werden damit ganz unterschiedliche User Journeys sichtbar.

Die User Journeys werden ergänzt durch die Dienstleistungen und Funktionalitäten des Bahnhofs. Dieser werden über mit Hilfe eines Piktogramm-System veranschaulicht und verortet. Das System stellt für Planer:innen den Baukasten für die Bahnhofs-Konzeption dar.

Webapplikation viastazione.ch

Die Webapplikation viastazione.ch macht die Arbeitsresultate sichtbar. Sie richtet sich an ein Fachpublikum, vor allem an Planungsteams von Bahnhöfen und Städten. Die 3D-Modelle können an den neuralgischen Punkten begangen werden. Filter ermöglichen die Auswahl verschiedener Themen-Layer und bieten eine anschauliche Ansicht der vielfältigen Ansprüche an die Mobilitätsdrehscheiben.

Viastazione will dabei weder ein Planungstool, noch ein Regelwerk sein, sondern soll Anregungen geben für die konkrete Projektarbeit vor Ort. Die Plattform wird ständig ausgebaut.